Stillen ja, aber bis zur Grundschule?

15. Mai 2012 Aus Von Steffi

Ein Bild sorgt derzeit für eine kontroverse Diskussion darüber, wie lang ein Kind gestillt werden sollte. Das Foto zeigt eine junge Mutter, die ihr vier Jahre altes Kind stillt. Darüber, dass Muttermilch für ein Baby die gesündeste Form der Ernährung ist und das Stillen neben den positiven gesundheitlichen Aspekten auch einen hohen emotionalen Bindungsaspekt und Geborgenheit vermittelt, besteht kaum ein Zweifel. Ob dies jedoch auch für Kindergartenkinder noch gilt, darf zumindest stark anzuzweifeln sein.

Attachment Parenting

Ein kleiner junge, der auf einem Stuhl steht und an der Brust seiner Mutter nuckelt. Hierbei handelt es sich nicht etwa um eine gekonnte Fotomontage, sondern um ein echtes Foto. Die Mutter ist eine Anhängerin des alternativen Erziehungskonzepts „Attachment Parenting“ übersetzt etwa „Bindungsorientierte Elternschaft“. Zurück geht dies auf den Kinderarzt Bill Sears, der diese Erziehungsleitlinien vor etwa 20 Jahren prägte. Entscheidend dabei die starke körperliche Nähe der Eltern zu Kind, wobei neben dem gemeinsamem Schafen auch dem Langzeitstillen eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Hierdurch soll den Kindern eine besonders starke emotionale Stabilität im Erwachsenenalter zu Gute kommen.

Nähe mit zweifelhafter Auswirkung

Zwar hängen dem „Attachment Parenting“ nun schon seit fast 20 Jahren in den USA viele Eltern an, eine Studie, ob die Kinder nun besonders emotional stabil im Erwachsenenalter sind, gibt es nicht. Hier steht allein das Wort der Anhänger dieser Philosophie gegen das der Kritiker. Sicherlich ist Muttermilch und das Stillen das Beste, was es für Babys gibt. Auch die körperliche Nähe zum Kind ist für eine stabile emotionale Entwicklung unerlässlich. Ob es dazu nötig ist, bis fast ins Vorschulalter zu stillen oder auch mit dem Kind gemeinsam zu schlafen, ist etwas ganz anderes. Ab einem Alter von 18 Monaten beginnt beim Kind ein klares Bild des eigenen Körpers, der eigenen Grenzen zu entstehen. Körperliche Nähe und Zuwendung bleibt nach wie vor für das Kind unerlässlich, die Nähe des Stillens jedoch sollte, auch schon für die Mütter, ab einem Alter von spätestens zwei Jahren gründlich überdacht werden. Einem Kind sollte nämlich auch vermittelt werden „Mein Körper gehört mir“, um das Selbstbewusstsein zu stärken und sich gegen Missbrauch wehren zu können. Einem Kind, welches mit 4 bis 6 Jahren noch gestillt wird, dies zu vermitteln, sollte schwer fallen, gehört doch der Körper der Mutter zu einem gewissen Teil noch immer dem Kind.